ZitatAlles anzeigen„Es ist wieder so weit, meine Kräfte haben sich erholt. Ich bin bereit, meinen Plan in die Tat umzusetzen“ Jingizu öffnete langsam die Augen. Die Sonne stand noch tief am Horizont, über dem gesamte Tal hing noch der morgendliche Nebel. Mit tiefen Atemzügen vollführte er jene meditativen Rituale, welche er jeden Morgen vor seiner Höhle durchzuführen pflegte, um immer und immer wieder über jene Geschehnisse nachzudenken, welche ihn in der Vergangenheit ereilt hatten und welche ihm in der Zukunft bevorstehen sollten.
„Oh ja, es ist wahr“, dachte sich Jingizu, „meine letzten Aktionen im Tal waren übereilt. Zwar konnte ich sehr viele jämmerliche Feinde nach Walhalla schicken, dennoch waren meine Kräfte nicht stark genug um mich zu behaupten. Welch eine Schmach! Ich, Jingizu, der ich mich für mein ehemaliges Volk aufgeopfert habe bis zum Tod und dennoch nicht gestorben bin, musste mich zurückziehen.“
Zwei Zeitalter hatte es gedauert, bis sich Leid, wie Jingizu übersetzt von seinem einstigen Volk getauft wurde, wieder ins Tal gewagt hatte um seine Pläne erneut zu verwirklichen.
„Der Zorn hat mich damals zu sehr ergriffen. Die Tatsache, dass ich mich zum Allerletzten gezwungen gesehen hatte ließ mich so unüberlegt handeln und erneut so nah an den Pfad des Todes herantreten. Einzig mein starker Wille hat mich zum zweiten Mal davor bewahrt, für immer aus dem Tal zu scheiden. Doch ich bin stärker geworden. Meine Physis ist mit meinem Geist enorm gereift und gewachsen. Zwei Zeitalter voll geduldigem Trainings waren nicht umsonst. Ich spüre es, meine Zeit ist gekommen“
Wo sich Jingizu genau aufgehalten hatte in all dieser Zeit, das begriff er selber nicht. Das Einzige was er wusste war, dass er sich in diesen zwei Zeitaltern in dem gleichen Zustand befunden hatte, in dem er sich auch nach der Zerstörung der Höhlen seines Vaters aufgehalten hatte. Der einzige Unterschied war dieses mal nur gewesen, dass er aus vollkommen freien Stücken diesen Weg gewählt hatte, seinen Geist von seiner körperlichen Hülle gelöst und in den Schwebezustand zwischen Sein und Nichtsein hineingeführt hatte. Doch er hatte die Zeit nicht nur genutzt um sich selber auf seine Rückkehr vorzubereiten. Losgelöst von seinem eigenen Körper hatte Jingizu bereits das Tal erkundet, hatte zu diesem Zweck allein mit Hilfe seiner Gedanken die die vollkommene Macht über ein williges Medium ergriffen und schon mehrere Tausend Krieger in die Verdammnis geführt.
„Wie konnte ich nur so blind werden. Die Macht, welche mir nach meiner ersten Wiederkehr zuteil wurde, hat mich glauben lassen ich könne alles erreichen. Wie dumm ich doch war. Aber ich weiß, dass es jetzt anders sein wird. Ich habe mich mit meinem neuem Ich bekannt gemacht, kenne alle Möglichkeiten welche mir offen liegen. Wie einfach ist es mir gefallen selbst ohne meinen eigenen Körper Leid zu verbreiten. Selbst ich kann noch nicht vollkommen erahnen, wie mächtig ich tatsächlich geworden bin. Wehe dem der sich mir in den Weg stellen möchte, ich, Jingizu, werde ihn mit meiner stählernen Faust in tausend Stücke zerreißen!“
Mit einer blitzschnellen Bewegung sprang er auf die Beine. Die Sonne hatte sich bereits über die Bäume erhoben. Die Augen mit der Hand gegen die Sonne abgeschirmt, blickte er über den Wald der sich vor ihm ausbreitete und hielt nach dem Ursprung des Lärms Ausschau, welcher ihm schon den gesamten Morgen nicht aus den Ohren gegangen war. Tief im Osten vernahm er zwei Truppenverbände, welche sich ein kleines Scharmützel leisteten.
„Diese Narren. Wann begreifen sie endlich das ihr Handeln sinnlos ist. So nah vor meiner Höhle sich gegenseitig zu jagen und langsam zu vernichten. Würden sie auch nur ansatzweise verstehen was vor sich geht würden sie vielleicht begreifen, dass es weitaus Schlimmeres gibt als Speer und Keule.“
Bei diesen Gedanken strich Jingizu über die Schwertscheide, welche sich bei Tag und bei Nacht immer an seiner Hüfte befand und die er nie ablegte. Das klagende Lied, welches scheinbar leise von dem Schwert ausging, durchströmte seinen Körper bis ins Mark. Die Klinge die Jingizu bei sich trug war nur all zu vielen Leuten bereits entgegengetreten.
Allen voran sein eigener Vater hatte es zum ersten Mal erfahren müssen welch eine Macht und welcher Wahnsinn durch das Schwert auf Horus übergegangen war. Doch selbst das Schwert hatte Horus eisernen Willen damals nicht gegen die endlos wogenden Massen von Feinden bestehen lassen. Am Ende hatte er noch abscheulichere Worte als bei der Fertigung des Schwertes gesungen, und sich selbst, seine tapferen Begleiter und seine Feinde in den Tod gerissen bei dem Versuch, all die Höhlen seines Vaters niederzureißen. Wenn schon die einstigen Herrscher nicht über jene prachtvollen Gewölbe regieren durften, so sollte es auch keinem der Feinde ermöglicht werden. Damals hatte Jingizu seinen neuen Namen erhalten.
Nach seiner Wiederkehr ins Tal hatte er ihn zugleich mit Stolz und Verachtung aufgenommen und sich endgültig von den kleinen Gruppen seines Volkes abgewandt und neue Wege eingeschlagen.
„Vielleicht habe ich damals, als ich unter höllischen Qualen meine Klinge schmiedete, mich selbst in größerer Weise dem Schwert verschrieben als ich annahm. Vielleicht konnte sich mein Geist nicht mehr von ihr trennen, sodass ich einfach nicht sterben konnte. Das mag es gewesen sein.
Aber was sinne ich über jene schmachvollen Tage immer und immer wieder nach. Meine Zukunft liegt vor mir! Ich werde all jenen, die nicht an mich glauben, an mir zweifeln oder aber mich verachten, zeigen, zu welchen Taten ich fähig bin. Mächtige Zauber habe ich in der Zeit erlernt als ich in der Schwebe zwischen Leben und Tod verweilte. Riesige Heerscharen werde ich unter meinem Banner versammeln. Ich werde meinem Namen alle Ehre machen - Leid wird durch das Taaal zieeheeen!!!“
Mit weit aufgerissenen Augen und hoch empor gestreckter Klinge lauschte er seinem Echo. Wild kreischend flogen zahlreiche Vögel aus den Bäumen in alle Himmelsrichtungen. Voller Inbrunst hatte er die letzten Worte in das Tal hinausgeschrieen. Ja, er war bereit....
Als Hintergrund-Literatur hier noch n hilfreicher Link
archiv/rpgs-und-geschichten-f24/wie-horus-zu-jingizu-wurde-t26912.html