"Nachdem ich Iskra den Rücken gekehrt hatte und in diese öde Landschaft gezogen war, begann ich das Land zu durchstreifen. Doch kein Sterblicher bleibt vor hohem Alter und Gebrechlichkeit bewahrt und so war es auch mir nur möglich eine geringe Anzahl der alten Stätten Saramaris ausfindig zu machen. Auch meine Späher, die ich Tag für Tag aussende, hatten bisher nur geringen Erfolg. Vieles war im Laufe der Zeit vom Sand begraben worden und seit der Ankunft der Anhänger dieser Eitlen ist es gar unmöglich noch irgendetwas in diesem Meer aus Sand zu finden ..."
Die Alte stöhnte, selbst das Sprechen viel ihr schon schwer zu fallen.
Der größere der beiden Wanderer ergriff nun das Wort:
"Nun, habt ihr denn irgendetwas von Bedeutung erfahren oder gar entdeckt? Wir haben unsere Mittel und Wege selbst weitere Nachforschungen anzustellen. Selbst der kleinste Anhaltspunkt mag unserer Sache dienen..."
"Etwas habe ich herausgefunden", erwiderte die Alte, "die Siedler die Tag für Tag hier ankommen sind nicht die ersten die sich hier niederlassen. Ich habe Spuren seltsamer verlassener Behausungen mitten in der Wüste gefunden.
Sie waren aus Knochen so groß wie die eines Mammuts und Fellen gebaut. Jedoch habe ich keine Lebewesen gesehen die diese Behausungen nutzen. Aber das ist noch nicht alles. Einer meiner Späher fand vor einigen Monden ein Stück Haut von irgendeinem Tier das mit Schriftzeichen einer Sprache beschriftet war, die der unseren ähnelt. Wer auch immer dies hinterlassen hat, beherrscht bereits Künste, die mir und auch all diesen Siedlern noch unbekannt sind..."
"Dies sind in der Tat interessante Entdeckungen. Aber wir haben nicht viel Zeit, also zeige uns die beschriebene Tierhaut, die deine Späher gefunden haben."
Die alte Schamanin gab einem nahestehenden Krieger ein Zeichen und dieser ging in die Höhle um nach kurzer Zeit mit einem aufgerollten Stück Haut, die vermutlich von einem Säbelzahntiger stammte, zurückzukehren.
"Die Inschrift", fuhr die Alte fort, während sie das Pergament (wie sie den Hautfetzen selbst nannte) entrollte, "besagt folgendes:"
'... Am Nabel der Erde, dem Ort wo das Lebendige wieder dahin geht, wo es herkam, begann unsere Reise. Unser Ziel war es, den mystischen Ort zu finden, wo der göttliche Funken zuerst über diese Wüste gekommen war. So zogen wir los, nach Norden, wie es die alten Überlieferungen besagen. Nach einer unglückseeligen Zahl von Tagen gerieten wir in einen Sandsturm und mussten unsere Reise unterbrechen. Zum Glück boten uns unsere großen, fellbehangenen Reisegefährten ausreichend Schutz vor dem Wüten der Wüste. Nachdem der Sturm sich gelegt hatte zogen wir weiter. Als wir bereits so viele Tage westwärts unterwegs waren, wie vor dem Sturm gelangten wir vor eine Höhle im Gebirge, von der eine göttliche Aura ausging. Nachdem sich unsere Späher mutig zu dieser Höhle begeben hatten und nur einer zurückkehrte um zu berichten, dass der große Herrscher keine ungebeten Gäste wünsche und als Entschädigung eines unserer großen Tiere haben wolle, sputeten wir uns fort zu kommen von diesem Gebirge.
So setzen wir unsere Expedition gen Süden fort, weg von diesem Ungeheuer, das unsere alten Götter vertrieben hatte. Nach einigen Tagen gerieten wir abermals in einen Sandsturm, jedoch ungleich stärker als der einige Tage zuvor. Wir kamen vom Weg ab und irrten einige Tage ziellos in der Wüste umher. Schließlich fanden wir, kurz nach Sonnenuntergang, eine Oase. Unser mitgereister Schamane spürte, dass an diesem Ort einst göttliche Wesen gewandelt waren.
Wir wähnten uns am Ziel unserer Reise. Aus Ehrfurcht rasteten wir die Nacht außerhalb der Oase. Am nächsten Tag war sie spurlos verschwunden. Uns blieb nichts anderes übrig und so zogen wir weiter nach Süden um nach einigen Tagen an einen Ort zu gelangen den wir vor über zwei Monden bereits besucht hatten. Ich erinnerte mich, dass weiter im Osten der Startpunkt unserer Reise liegen musste, wo wir vor etwas mehr als einem Mond unsere Reise begonnen hatten. Unsere Suche war beendet. Wir hatten gefunden, was wir in der Wüste gesucht hatten.
Später habe ich diese Oase nicht mehr gefunden. Das einzige was mir bleibt, ist die Gewissheit, dass sie das Zentrum unserer Reise war. Sie erschien im jungen Schatten der Nacht und verschwand am nähsten morgen wieder und uns blieb nur ihr göttlicher Hauch, den wir empfangen durften...'
Nachdem die Alte zuende gesprochen hatte, ergriff der größere der beiden Wanderer erneut das Wort:
"Dieser Ort scheint hier in der Wüste eine Schlüsselrolle zu spielen. Schick deine Späher aus und finde diesen Ort an der Seite der jungen Schatten der Nacht."